Der Heimat- und Geschichtsverein veranstaltet Wanderungen und Exkursionen

 oder nimmt mit seinen Mitgliedern an Veranstaltungen anderer Anbieter teil.


 

Wanderer auf Steinpatrouille

BREITENSTEIN / Fast 300 Jahre haben die Grenzsteine im Wald gestanden. Heute sind sie bedrohter denn je. Bedrohlich nahe steht das Rückefahrzeug bei den so genannten Dreiherrensteinen, der historischen Grenze von Chursachsen und Churhannover bei Breitenstein. Am Birkenkopf, dem Ausgangspunkt der alten Grenzlinie Chursachsen-Churhannover von 1735, sind die Waldbauarbeiten weit vorangeschritten, aber am Samstag, als die 20 Wanderer dort ihren Stempel für die Harzer Wandernadel abholen, ruhen die Arbeiten.

Gern hätte Manfred Schröter vom Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue, mit den Forstarbeitern über die Bedeutung der Steine gesprochen und um Vorsicht bei den Arbeiten gebeten. Denn manche Steine in der Umgebung tragen bereits Blessuren. Zumindest hat man das Schild, das auf die Dreiherrensteine hinweist, an einem der Steine abgestellt. Ursprünglich war es an einem Baum befestigt, der nun im Polter auf seinen Abtransport wartet.
Die Gäste, die am Samstag der Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins "Goldene Aue" und des Biosphärenreservates "Karstlandschaft Südharz" gefolgt waren, erwarteten aber nicht nur geschichtliche Ausführungen zu verschiedenen Grenzlinien, sondern viele naturkundliche Erläuterungen. Oftmals machte Uwe Kramer vom Biosphärenreservat und Hobbyornithologe die Wanderer auf die Vogelstimmen aufmerksam. So lockte irgendwo im Geäst der Bäume das Sommergoldhähnchen seine Braut.
Dank der frühlingshaften Temperaturen waren auch der Buchfink und die Heckenbraunelle schon in Hochzeitsstimmung.

In einem Fichtenbestand erläuterte der ehemalige Revierförster Heinz Schultke die Markierungszeichen an den Fichtenstämmen.
Die Einritzungen wurden vorgenommen, um den Bestand vor dem Rotwild zu schützen. Ist der Baum soweit eingeritzt, dass das Harz austritt, geht der Hirsch nicht mehr dran, haben die Forstleute herausgefunden. "Damit man nicht alle Bäume anritzen musste, wurden nur die genommen, die einmal stehen bleiben sollten", sagte der ehemalige Förster.
An einem Wildwechsel lehrte er die Interessierten, die Spuren des Wildes zu lesen. Allein an einem Hufabdruck bestimmte er, dass es sich bei dem Tier um eine Hirschkuh handeln würde. Wenig später bestimmte er die so genannte Losung auf dem Waldweg. "Das war ein Hirsch", sagte er. Den staunenden Wanderern zeigte er Näpfchen und Zäpfchen am kugeligen Kot, die ihm die Bestimmung ermöglichen. "Beim weiblichen Tier sind die Kugeln etwas oval", sagt Heinz Schultke.

Besonders im jüngsten Wanderteilnehmer, Oliver Hoche (10) aus Herrmannsacker, fand er einen interessierten Zuhörer. Dieser entdeckte nicht nur viele Besonderheiten im Wald, sondern war auch oftmals der Erste, der einen der alten Grenzsteine fand.

Dass war ja auch Sinn der Sache. Schröter: "Schließlich wollen wir unser Wissen über den Verlauf der Grenze an die jüngere Generation weitergeben."