1200 Jahre Ortsgeschichte mit Anfassen
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- Erstellt am Montag, 28. Juli 2014 16:47
Jubiläumsfeier mit historischem Ortsrundrundgang, Festgottesdienst und Unterhaltung auf der Pfalz
Die Veranstaltungen zum 1200jährigen Ortsjubiläum von Tilleda zogen trotz tropischer Temperaturen zahlreiche Gäste an. Den Auftakt bildete am Freitagabend, 18. Juli, ein historischer Ortsrundgang, bei dem sich über 60 Besucher gern zu einer Zeitreise einladen ließen.
Michael Richter vom Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue hatte dazu Bilder historischer Ansichten verteilt und die Teilnehmer aufgefordert, sich zu melden, wenn jemand ein Gebäude wiedererkennt. Keine Zweifel gab es am ältesten Bauwerk, dem spätromanischen Turm der Sankt-Salvator-Kirche. Er wurde, so Michael Dapper Leiter der Königspfalz, von den „Tilledaern" errichtet, nachdem sie das Gelände der Pfalz verlassen hatten. „Das Kircheninnere ist sehenswert", warb Michael Richter bei seinen Erläuterungen unter den Besuchern. „Der reich verzierte Altar stammt von 1718 und der Taufstein von 1519. Dazu kommen eine 300 Jahre alte Papenius-Orgel, die uralten Grabplatten und ein Fußboden aus Anhydritfliesen. Das alles gibt es nur in Tilleda zusehen."
Viel Zeit nahm sich Müllermeister i. R. Günther Bosse (83) mit einer Führung in der ehemaligen Mühle. 1902 erwarb die Familie Bosse die Mühle und 1964 wurde hier das letzte Mehl gemahlen. „Ich kann mich noch erinnern, wie wir die Kornsäcke gebracht und das Schrot geholt haben", sagte Manfred Wirth, was seine Schwester Gisela Richter aus Wallhausen bestätigte.
Tilleda besaß auch eine eigene Brauerei in der Poststraße. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts stellte sie ihren Betrieb ein. Michael Richter berichtete, dass es im Gebäude zweietagige Keller gibt. „Auf der Sohle sieht man noch den Brunnen, aus dessen Wasser das Bier gebraut wurde."
Dass Tilleda die „Hauptstadt der Mühlsteine" in der Kyffhäuserregion ist, kann man in vielen Straßen sehen. „Rund 40 Mühlsteinrohlinge habe ich am Straßenrand gezählt", sagte Richter. „Ich vermute, dass in den Höfen und Gärten noch viel mehr liegen." Anke Kundlatsch aus Kelbra war von dieser Führung begeistert: „Es hat mir gefallen. Die Geschichte interessiert mich." Auch Sandra Zetzsche und Eva-Marie Pietsch erfuhren beim Rundgang viel Neues über ihren Heimatort.
Pfarrer Folker Blischke und Vikarin Eva Kania hatten den Festgottesdienst am Sonntag kurzerhand in die Grundmauern der alten Pfalzkirche verlegt. Umrahmt von Musikstücken des Fanfarenzuges Tilleda wird diese Veranstaltung im Schatten der Bäume sicher noch lange in Erinnerung bleiben. Auf dem Festplatz in der Vorburg verkündeten tagsüber vier Schützenvereine mit Böllern und Kanonen das Jubiläum. Neben allerlei Möglichkeiten zur Betätigung führten Michael Dapper und der gebürtige Tilledaer Falk Getschmann mit ihren Vorträgen in die Geschichte des Ortes und der Pfalz zurück. Unter den Gästen war auch Annemarie Striegnitz (87). „Eine kleine, aber schöne Feier", lobte sie. „Ich war schon 1972 bei der 1000-Jahrfeier der Pfalz dabei." Matthias Ehrhardt und Tochter Hanna waren von den Angeboten am Pfalzstand begeistert. Vater Matthias probierte sich mit Münzmeister Thomas Krieg beim Schlagen der Jubiläums-Gedenkmünze währenddessen Hanna sich bemühte, auf einem Horn zu spielen.