Eine Brezel für den jüngsten Wanderer

Breitensteiner Grenzsteinwanderung fand zum zehnten Mal statt.


Uwe Kramer (li.) und Manfred Schröter vermessen den am Wegrand liegenden Grenzstein 1c. Er soll wieder am Originalstandort eingesetzt werden.Uwe Kramer (li.) und Manfred Schröter vermessen den am Wegrand liegenden Grenzstein 1c. Er soll wieder am Originalstandort eingesetzt werden.Am Samstag wurde es wieder einmal klar: Grenzsteinwanderungen sind nach wie vor nötig. Bei der zehnten Grenzsteinwanderung des Heimat- und Geschichtsvereins „Goldene Aue" und des Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz entdeckten die 30 Wanderer am Birkenkopf den Grenzstein Nummer 1c der Grenze Kursachsen-Kurhannover aus dem Jahre 1735 am Wegesrand liegen. „Im vergangenen Jahr stand er noch an Ort und Stelle", sagte Manfred Schröter, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins „Goldene Aue". „Er ist einer der schönsten Steine entlang der über 40 Kilometer langen Grenze." Eine genauere Kontrolle zeigte, dass er zum Glück unbeschädigt war. Die Heimatfreunde nutzten natürlich die Gelegenheit zu einer exakten Vermessung dieses Kleindenkmals. Die Gesamtgröße von 120 Zentimetern, wovon 60 Zentimeter bearbeitet sind, lassen auf ein ordentliches Gewicht schließen. Das gab Anlass zu Spekulationen, wie der Stein vor 278 Jahren hierher transportiert und gesetzt wurde. Die Vereinsmitglieder werden sich bei der Fürstlich Stolberg'schen Verwaltung Hohnsteiner Forst GbR um die Wiederaufstellung des Steines am Originalstandort bemühen.

Am Grenzstein Nummer 3 bat Manfred Schröter nach alter Tradition den jüngsten Teilnehmer des Grenzumzuges zu sich. „Eigentlich müsste ich dir jetzt eine kräftige Ohrfeige geben, damit du dir den Standort merkst", sagte er zu Arndt Schneeberg aus Berga. „Aber ich belasse es beim Ohrenziepen und schenke dir eine Brezel." Die obligatorische Brezel gab es auch für Christiane Funkel, amtierende Leiterin im Biosphärenreservat, für die es ebenfalls die erste Grenzwanderung war.

Traditionell wurde der jüngste Teilnehmer, Arndt Schneeberg aus Berga, von Manfred Schröter am Ohr gezogen und bekam dafür eine Brezel.Traditionell wurde der jüngste Teilnehmer, Arndt Schneeberg aus Berga, von Manfred Schröter am Ohr gezogen und bekam dafür eine Brezel.


Uwe Kramer, Mitarbeiter im Biosphärenreservat, stellte die Grenzlinie Anhalt-Braunschweig aus dem Jahre 1755 vor. Hier registrierten die Wanderer keine neuen Verluste an Grenzsteinen. Erfreulicherweise wurde festgestellt, dass der sonst von Holzpoltern gefährdete Stein Nummer 20 in diesem Jahr frei steht. So konnten die Grenzwanderer die gekreuzten Kursächsischen Schwerter und den Bären von Anhalt betrachten. Der Stein ist noch immer Grenzpunkt der drei Landkreise Harz, Mansfeld-Südharz und Nordhausen.

Uwe Kramer (li.) erklärt den über 30 Teilnehmern an der 10. Grenzsteinwanderung bei Breitenstein die Steinsetzung an der Grenze Anhalt-Braunschweig. Uwe Kramer (li.) erklärt den über 30 Teilnehmern an der 10. Grenzsteinwanderung bei Breitenstein die Steinsetzung an der Grenze Anhalt-Braunschweig.

Wie schon bei den vergangenen Wanderungen wurde ein Rätsel nicht gelöst: Die in diesem Forstdistrikt versteckte sagenhafte Kriegskasse Napoleons ist nach wie vor verschollen. Dafür gaben Christiane Funkel und Rosemarie Riese ihr Wissen an essbaren Waldpilzen preis. Diese säumten zusammen mit vielen wunderschön anzusehenden Fliegenpilzen die Wegränder.

Mit diesem Brief und einer limitierten Individual-Briefmarke der Deutschen Post haben die Teilnehmer eine Erinnerung an die 10. Grenzsteinwanderung erhalten. Mit diesem Brief und einer limitierten Individual-Briefmarke der Deutschen Post haben die Teilnehmer eine Erinnerung an die 10. Grenzsteinwanderung erhalten. „Eine sehr schöne Wanderung", schätzte Uwe Stößel am Ende ein. Er hatte von Saalfeld aus den weitesten Weg zurückgelegt. Zum ersten Mal dabei waren auch Ullrich Räcke und Karin Drogmöller aus Roßla. Sie kannten dieses Gebiet mit seiner reichen Geschichte noch nicht. Elke und Norbert Worch aus Kelbra gehen hier öfters Wandern. „Aber diese vielen Grenzsteine und ihre Geschichte kannten wir bisher nicht", sagte Norbert Worch.
Als Souvenir dieser Jubiläumswanderung hatte der Verein einen Ersttagsbrief gestaltet. Der mit einer individuell gestalteten Briefmarke im Frankaturwert von 58 Cent freigemacht und am Ausgabetag gestempelte Brief, zeigt den Kursächsischen Löwen bzw. das Hannoveraner Pferd. Die Auflage von je 20 Stück war sofort vergriffen.

Grenzstein mit dem Hannoveraner Pferd aus dem Jahre 1735Grenzstein mit dem Hannoveraner Pferd aus dem Jahre 1735Die am Birkenkopf bei Breitenstein beginnende Grenzlinie Kursachsen-Kurhannover von 1735 wurde von Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsvereins Goldene Aue dokumentiert und ist in einem Katalog des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt veröffentlicht. Darin sind sämtliche im Jahre 1994 vorhandenen Grenzsteine beschrieben und abgebildet sowie der geschichtliche Hintergrund der Grenze dargestellt.
Jeder Stein trägt eine fortlaufende Nummer und fast immer die Jahreszahl 1735. Die Kursächsische Seite ist durch einen schreitenden Löwen und die Kurhannoveraner Seite durch ein springendes Pferd gekennzeichnet. Sie kennzeichnen bis zum heutigen Tag Landes-, Kreis- und Flurgrenzen und stehen außerdem unter Denkmalschutz. Das Entfernen wird strafrechtlich verfolgt.

Über 30 Wanderer nahmen an der 10. Grenzsteinwanderung bei Breitenstein teil. Organisiert wurde sie vom Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue und dem Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz.Über 30 Wanderer nahmen an der 10. Grenzsteinwanderung bei Breitenstein teil. Organisiert wurde sie vom Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue und dem Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz.