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Uftrungen (I)

Standort:

Im Siebengemeindewald.

GPS: N 51° 32,451', O 10° 59,931'
Karte:
Größe: 78:56:20
Material: Sandstein
Geschichte:

[...] Wer heute dem Wanderweg im Siebengemeindewald zwischen Uftrungen und Schwenda folgt, wird auch an der Gedenkstätte für den Förster Mauß vorbeikommen. An einer umzäunten Eiche im Forstort Heidelbeerköpfe erinnert eine Tafel an den tragischen Tod des jungen Försters und Familienvaters Berthold Mauß, der am 18.November 1888 von Wilderern ermordet wurde. 
Im Herbst des Jahres 1911 richteten der Waldförster Eduard Preußing und der Jagdpächter Hauptmann Kneiff aus Nordhausen vor der an der Mordstätte gepflanzten Eiche einen uralten Kreuzstein auf. Dieses Mord- oder Sühnekreuz hatte man bereits im Jahre 1903 bei Wegebauarbeiten Im Siebengemeindewald an der Einmündung des Wiepersbachtals in das Haselbachtal gefunden und am Wegrand liegen gelassen. Seine Bedeutung war nicht mehr bekannt, aber von nun an sollte der Stein mit dem Kreuz seiner alten Bestimmung nach wieder an einen Mordfall erinnern. Von solchen, bisher im Altkreis Sangerhausen rund 80 nachgewiesenen alten Steinen mit Kreuzen oder in Kreuzform, existieren noch über 40. [...] (Noack 2011) 

An einem Waldwege, der vom Forsthaus "Waldhaus" in Richtung Schwenda führt, im sogen. Siebengemeindewald. Der Kreuzstein lehnt sich an eine Buche an, vor ihm befindet sich ein kleiner Steinhügel. Das Gelände ist mit einem kleinen Holzzaun umgeben. An der Buche befindet sich eine geschnitzte Holztafel mit der Inschrift 

Hier starb am 18. Nov. 1888 
in treuer Pflichterfüllung 
Revierförster Berthold Maus 
durch Wildererhand.

Rechteckiger Kreuzstein aus Karbonsandstein mit erhabenem griechischen Kreuz von 34cm x 34cm Größe und 9cm Armbreite auf einem schmalen Stab von 39cm sichtbarer Länge. Das Unterteil der Platte ist nicht einsehbar. Die Umrandung der Platte ist größtenteils abgeschlagen, die rechte obere Ecke fehlt. Sichtbare Höhe 77cm, Breite 45cm, Stärke 13cm. 15. Jahrhundert. 
Das Kreuz wurde vor dem ersten Weltkrieg von Lehrer Stunne im Haselbachtal umgestürzt gefunden, er ließ es an die Mordstelle des Försters Maus bringen und stellte es hier auf. (Saal 1989)

Quellen und Literatur:

 Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.39 
 Schröter, Manfred - Sühnekreuz für einen Förster, in: Neues Deutschland, 44.Jg., Nr.306, 30./31.Dezember 1989, S.13 
 Noack, Heinz - Wo den Schäfer der Blitz traf, in: Mitteldeutsche Zeitung, 22.Jg., Nr.264 vom 14.11.2011 (Sangerhäuser Zeitung), S.12 
 recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen (Fotos von Oktober 2006)

Zusatzinformationen:
Sühnekreuz für einen Förster 
Von Wildererhand ermordet

Foto: StörznerDer Siebengemeindewald an den Hängen der Vorharzberge zwischen Uftrungen und Schwenda war vor gut 100 Jahren Schauplatz eines heimtückischen Mordes. Davon zeugt heute noch in der Nähe der Försterei "Waldhaus" ein Sühnekreuz, das an den Förster Berthold Mauß erinnert. 
   Es geschah an einem Sonntag, dem 18.November 1888. Gegen acht Uhr hörte der Förster einen Schuß. Sofort machte er sich auf den Weg, die Wilderer zu suchen, auf frischer Tat zu ertappen. Seinen Mut bezahlte er mit dem Leben, meuchlings wurde er mit zwei Schüssen getötet. Bange Stunden durchlebte die Ehefrau mit ihren vier Kindern im Waldhaus, fernab jeglicher Siedlung, bevor die zehnjährige Margarete, das älteste der Kinder, durch den nächtlichen Wald nach Uftrungen ging, um Hilfe zu holen. 
   Die Suche nach dem Förster verlief am Montag erfolglos. Alle Spuren waren durch Neuschnee verwischt. Am Dienstag setzte man aber trotzdem die Suche fort. Durch Zufall wurde schließlich die ins Dickicht verschleppte Leiche des 38jährigen Försters gefunden. Die Beisetzung fand mit allen Ehren auf dem Friedhof in Uftrungen statt. Der Grabstein ist in den 50er Jahren beseitigt worden. Aber der 75cm hohe, von Waldarbeitern gesetzte Kreuzstein sowie eine geschnitzte Gedenktafel an einer Eiche erinnern an die blutige Tat. Auf der Tafel ist eingeschnitzt: "Am 18. November 1888 fiel in treuer Pflichterfüllung Revierförster Berthold Maus durch Wildererhand".

Manfred Schröter

(Neues Deutschland, 44.Jg., Nr.306, 30./31.Dezember 1989, S.13) 

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