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Questenberg (I)

Standort:

In der Ortslage, in der Nähe des Festplatzes, inmitten der Grünanlage an der Nasse.

GPS: N 51° 29,538', O 11° 07,260'
Karte:
Größe: 81:44:16
Material: Karbonsandstein
Geschichte:

Im südlichen Dorfteil gegenüber der Försterei, in einer kleinen Anlage zwischen der Straße und der Nasse. Das Kreuz stand ursprünglich 120m östlich des Steinkreuzes Questenberg II an der Grenze des Gemeindewaldes mit dem Staatsforst. Die Eintragung als Grenzzeichen in der Separationskarte ist die gleiche wie bei Questenberg II. Nach einem Bruch im Schaft ist es erst Ende der siebziger Jahre restauriert und an seine jetzige Stelle verbracht worden. 
Lateinisches Kreuz von parallelkantigen Formen, aber sich verbreiterndem Schaft. Der erwähnte Bruch erfolgte Ende der fünfziger Jahre unterhalb der Arme, wobei das Kreuz schräg gespalten wurde. Beschädigungen sind weiter am südlichen Arm und dem Schaftteil darunter zu verzeichnen sowie ein Abschlag auf der Rückseite des nördlichen Armes und geringere Verwitterungsschäden. 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Auch dieses Kreuz dürfte ursprünglich vor der Försterei gestanden haben. (Saal 1989) 

"Mordkreuz", Ehemals 4 Kreuze. (Köber 1960)

Sage:

Mitten im Dorf Questenberg steht vor dem Forsthaus das Mordkreuz. Ursprünglich sollen im Dorf sogar 3 Steinkreuze gestanden haben, aber die sparsamen Questenberger haben zwei davon um 1850 an die Grenze des Gemeindewaldes mit dem Staatsforst versetzt. Vor einigen Jahren zerbrach eines der Kreuze davon und wurde wieder in das Dorf zurückgebracht. Schon in einer alten Aufzeichnung von 1740 wird berichtet, daß hier ein schwedischer Offizier mit seinen Bedienten umgekommen sei. Das Kreuz am Forsthaus hat hier nicht ursprünglich gestanden, sondern mit den beiden anderen schräg gegenüber an der Nasse, wo diese vom Questenberg kommend zur Chaussee umbog. Die Versetzung erfolgte anläßlich der Chaussierung der Dorfstraße, nachdem die beiden anderen zu Grenzzeichen umfunktioniert worden waren. 
An das Kreuz vor dem Forsthaus knüpft sich eine besonders tragische Ortserinnerung. Der Sedantag (2. September) wurde von den jungen Burschen des Dorfes durch Schießen aus Gewehren festlich begangen. 1873 ging dabei ein Gewehr nicht los. Der junge Bursch, dem es gehörte, stieß es deshalb heftig auf dem Steinkreuz am Forsthaus auf, wodurch es explodierte. Ein Eisenstück drang dabei einem in der Nähe stehenden jungen Mädchen (Anna Tolle) in die Stirn, die sofort tot war. - Auf Grund dieses Vorfalles bestimmte der Fürst von Stolberg-Stolberg, daß das Kreuz stets an der Unglücksstelle zu verbleiben habe. (Saal 1992)

Quellen und Literatur:

 Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.52, Nr.269 
 Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.37 
 Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992 
 Noack, Heinz - Wie aus Steinkreuzen Grenzsteine wurden, in: Mitteldeutsche Zeitung, 23.Jg., Nr.24 vom 30.Januar 2012, Sangerhäuser Zeitung S.10 
 Schautafel des Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue e.V. 
 recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen, Aug. 2006 
 Ergänzungen von Ute Fuhrmann und Rainer Vogt, Thale (Foto von April 2011)

Zusatzinformationen:
Wie aus Steinkreuzen Grenzsteine wurden 
Bodendenkmalpfleger Alfred Schneider rettete 1968 eines der Kleindenkmale.

QESTENBERG/MZ/HNO -

Sophie Rohland und Manfred Schröter vom Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue haben das Steinkreuz im Wald aufgespürt.Nur wenigen Heimatfreunden ist der genaue Standort eines kleinen Steinkreuzes im Questenberger Wald bekannt. Ursprünglich standen hier sogar zwei. Um diese Denkmale hatte sich der Wickeröder Bodendenkmalpfleger Alfred Schneider (1929-2002) intensiv gekümmert. Nach seinen Recherchen wurde eines von ihnen im Jahre 1953 beim Holzeinschlag schwer beschädigt. Ein fallender Baum hatte es in mehrere Teile gespalten. Rund 15 Jahre später fand er die Bruchstücke unter einer Laubschicht wieder. Er schleppte das Kreuz an den von ihm vermuteten Originalstandort zurück, und es dauerte nochmals zehn Jahre, bis das damalige Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle eine Restaurierung veranlasste. 
Mit einem Fahrzeug des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes erfolgte der Transport nach Questenberg und von dort aus in die Werkstätten nach Halle. Gedübelt und geklebt übergab das Landesmuseum am 8.Mai 1978 das Steinkreuz dem Rat der Gemeinde Questenberg. 
   Alfred Schneider stellte bei einer kritischen Überprüfung fest, dass das Kreuz nicht vollständig war, der Fuß war ihm einfach zu klein geraten. Kurz entschlossen ging er zwei Tage später in dem Waldstück erneut auf Suche nach einem weiteren Bruchstück. Erst eine alte Flurkarte auf dem damaligen Katasteramt in Sangerhausen brachte Licht ins Dunkel. Die alten Entfernungsangaben der einzelnen Grenzsteine untereinander, in Meter umgerechnet, ließen neue Hoffnung keimen. 
Tatsächlich waren Schneiders Bemühungen von Erfolg gekrönt. Beim Graben fand er im Waldboden in 15 Zentimeter Tiefe das restliche, rund 25 Kilogramm schwere Stück vom Fuß. Erneut traten die Teile eine Reise nach Halle an und wurden restauriert. Als neuen Aufstellungsort wählte man die Grünanlage in Ouestenberg neben dem Festplatz. Hier steht es seit dem 24.Mai 1979. Beide Steinkreuze standen ursprünglich am südlichen Ortseingang Questenbergs. Pfarrer Johann Gottfried Kranoldt (1723-1779), Sohn des Chronisten Johann Conrad Kranoldt (1692-1779), schreibt im Jahre 1776 in seinem Buch "Anwendung der Ordnung des Heyls", dass sich um 1740 gegenüber dem Jägerhaus ein "Totenhügel und Grabmahl" mir vier Steinkreuzen befunden hat. 
   Die Kreuze soll man später als Grenzsteine und zum Ausbessern der Wege benutzt haben. Zwei von ihnen kamen auf diese Weise in den Wald. Ein weiteres wird wohl das heutige "Mordkreuz" vor der ehemaligen Försterei sein. Wo das vierte geblieben ist, konnte bisher nicht ermittelt werden. 
(Mitteldeutsche Zeitung, 23.Jg., Nr.24 vom 30.Januar 2012, Sangerhäuser Zeitung S.10) 

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