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Sangerhausen (V)

Standort:

Die "Kyselhäuser Straße" verläuft in Richtung Wallhausen unter einer Eisenbahnbrücke hindurch. Unmittelbar danach zweigt die Straße "Am Kreuzstein" ab. Von dieser Abzweigung aus kann man den Stumpf der Betsäule, der in der Nähe der Landstraße nach Wallhausen an einem Gartenzaun steht, in Blickrichtung Wallhausen bereits sehen. Dahinter befindet sich in Sichtweite das ehemalige Hospital "St. Julian".

GPS: N 51° 28,115', O 11° 16,763'
Karte:
Größe: Säulenstumpf: 127:47:27
Material: Sandstein
Geschichte:

Den Stumpf stabilisiert unten ein Rogenstein; außerdem ist er durch Eisenklammern und Beton gesichert, am oberen Ende befindet sich vorn eine Vertiefung inNäpfchenform. Genau 1100 Schritte sollen diese Betsäule von der vorigen entfernt stehen.

Mittelalterliche Betsäule. Es steht nur noch ein stark verwitterter Stumpf. Das Oberteil soll noch 1970 im Straßengraben gelegen haben und war mit einem Relief einer Kreuzigungsgruppe versehen. Flurbez.: 1480 Laschen Creutze, 1539 Am untersten großen Creutze. (Schröter 1977)

Sage:

1. Bernd von der Asseburg hatte drei Köhler betrogen. Um seine Schuld zu büßen, fuhr er ins Heilige Land und brachte die Maße für die Betstationen mit. 
2. Nur Steine des Augustinerklosters als Sockel halten die Betsäulen aufrecht.

Quellen und Literatur:

 Größler, Dr. Hermann - Die Gebetssäulen vor dem Kieselhäuser Thore zu Sangerhausen, in: Sagen der Grafschaft Mansfeld und ihrer nächsten Umgebung, Eisleben 1880, Nr.178, S.159-160 
 Günther, Friedrich - Die Gebetssäulen vor Sangerhausen, in: Aus dem Sagenschatze der Harzlande. Hannover-Linden und Leipzig 1893, S.149f, Nr.137 
 Schröter, Manfred - Die Steinkreuze und Kreuzsteine im Kreis Sangerhausen, in: Beiträge zur Heimatforschung 5, Veröffentlichungen des Spengler-Museums Sangerhausen, Sangerhausen 1977, S.15-27 
 Rohland, Steffi - Sage rankt sich um zwei Betsäulen, in: Mitteldeutsche Zeitung vom 15.12.2005, S.13 
 recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt (Fotos vom April 2008)

Zusatzinformationen:
Sage rankt sich um zwei Betsäulen 
Ungewöhnliche Denkmäler vor dem Sangerhäuser Hospital Sankt Julian und Spiritus - Jahreszahlen 1571

Von Steffi Rohland 

Sangerhausen/MZ

Der Stumpf der Betsäule vor dem Hospital Sankt Julian (im Hintergrund) in Sangerhausen gibt Heimatforschern noch einige Rätsel auf. MZ-Fotos: Steffi RohlandGenau 1100 Schritte sollen sie voneinander entfernt stehen, die Betsäulen vor dem Hospital St. Julian und St. Spiritus (am Schützenplatz) in Sangerhausen. Nachprüfen lässt sich das nicht mehr, der direkte Weg ist verbaut. Auf einer Abbildung aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ist die Bildtafel der Säule vor St. Julian noch gut zu erkennen: Unter einem schmalen Sims befindet sich die Abbildung von Maria und Johannes unter dem Gekreuzigten. Darunter steht deutlich die Jahreszahl 1575. 

Max Trippenbach überliefert in seiner Asseburger Familiengeschichte noch die weiteren Inschriften D. V. D. A. und C.H. 1710. Trippenbach legt den Säulen die Sage zugrunde, das ein Bernhard von der Asseburg einst für ein Vergehen zur Pilgerfahrt nach Jerusalem verurteilt worden sei. Dort habe er die Strecke des so genannten Schmerzensweges ausgemessen und später einen Mönch zur Nachprüfung dahin gesandt, um beide Säulen in dieser Entfernung (1100 Schritte, genau 987 Meter) aufzurichten. 

So deutet Trippenbach auch die eine Inschrift als "denen von der Asseburg". Von der Jahreszahl 1575 nimmt er an, das damals der Sockel erneuert wurde. Unbekannt ist, was es mit der später ergänzten Inschrift C.H. 1710 auf sich hat. Dagegen ist nachweisbar, dass die Stadt Sangerhausen Ende des 17.Jahrhunderts Ludwig von der Asseburg zum Erhalt der Säulen aufgefordert hat. Auch der Sangerhäuser Chronist Friedrich Schmidt hat sich intensiv mit den Säulen beschäftigt. Schmidt gibt an, däss sich auf der Rückseite jeder Bildtafel eine kleine Nische befunden hat. Auch er ist der Meinung, dass die Betsäulen noch aus der Zeit vor dem Jahr 1539 stammen. 

Schmidt: "1518 stiftet Bernd von der Asseburg das sogenannte Armentuch, das der Sage nach so lang sein muss, wie die Entfernung zwischen den beiden Kreuzen." Laut seiner Beschreibung soll auf der östlichen Säule, vor dem Hospital St. Spiritus, ein Relief der Kreuztragung Christi dargestellt gewesen sein. Außerdem erzählt die Sage, dass "dieses Kreuz auf einem Sockel aus den Steinen des Augustinerklosters" errichtet worden sei. 

Völlig unberücksichtigt in der Deutung blieb bisher, dass beide Säulen vor einem Hospital stehen. Vor solchen Gebäuden stand in der Regel immer ein Bildstock, beziehungsweise war in eine Außenwand eingelassen. So trägt auch das 1734 in Bennungen neu errichtete Hospital eine Tafel mit einer ähnlichen Darstellung. 

Der Zahn der Zeit nagte in den letzten 100 Jahren erheblich am Sandstein. So ist die Säule vor dem Sankt Julian Hospital seit den 1970er Jahren nur noch ein Torso. Die Bildtafel soll lange im Straßengraben gelegen haben. Die Säule gegenüber dem Stift Sankt Spiritus brach im Frühjahr 1999 auseinander. Die verwitterte Bildtafel wurde vom Bauhof sichergestellt. 

(Mitteldeutsche Zeitung vom 15.12.2005, S.13)

 

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