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Nordhausen (V)

Standort:

Wenn man auf der B 243 von Nordhausen in Richtung Hesserode fährt, zweigt bald nach den letzten Häusern ein breiter Feldweg nach rechts bergauf in Richtung Holungsbügel ab. Hier steht der Kreuzstein etwa 80m von der Straße entfernt.

GPS: N 51° 29,873', O 10° 45,437'
Karte:
Größe: 79:63:22
Material: Kalkstein
Geschichte:

Der Kreuzstein gehört zu einer Gruppe von sechs Kleindenkmalen. Im Jahre 1959 wurden durch Heinz Köber, noch zwei weitere Steinkreuze und drei Reststücke von Steinkreuzen, beschrieben, die seitdem verschollen sind. Das Gebiet war lange Zeit nicht zugänglich und von den anderen Denkmalen fehlte 1970 jede Spur. Auch dieser Kreuzstein wurde etwa 150m südöstlich vom ursprünglichen Standort aufgefunden. Eine Seitenfläche und die Oberkante sind stark beschädigt. Auch das Steinkreuz Nordhausen (II) soll ursprünglich zu dieser Kleindenkmalgruppe gehört haben, so dass diese Gruppe aus sieben Kleindenkmalen bestand. Es war das westlichste Denkmal dieser west-östlich orientierten Gruppe. Die Kreuzwinkel sind auf Vorder- und Rückseite durch je vier blattförmige Näpfchen miteinander verbunden. Die äußeren Näpfchen haben eine Größe von 12x7cm und die inneren Näpfchen von 9x5cm. Die Gruppe wird schon 1559 als "Kreutze uffm Haldenspiell" erwähnt. 

Am Wege der über den sogenannten Hohlungsbühel nach Hesseroda führt, in der Nähe der "Hohlung" welche jenem den Namen gegeben hat, sind sechs Steine wahrscheinlich aus verschiedenen Theilen der Flur zusammengebracht und neben einander aufgestellt worden, von denen vier sogenannte Mordkreuze sind, wie solche am Orte der bösen That aufrichten zu lassen, Mörder verurtheilt wurden. Zahlreiche Urkunden und alte Urtheile bestätigen diese Annahme. Wir sehen an zweien dieser Steine, dass es nicht immer erforderlich war, dass die äussere Form derselben ein Kreuz bildete, der grösste derselben ist eine viereckige Platte auf die auf beiden Seiten ein gothisches Kreuz in flachem Relief eingemeisselt ist. Ein zweiter hat die Form einer kreisrunden dicken Scheibe, deren eine Seite mit einem aus vier Kreuzen zusammengesetzten lateinischen Kreuze belegt, auf der anderen aber von einem mit vier gotischen Nasen besetzten Rande umgeben ist, in welchem Vierpasse ein griechisches Kreuz schwebt. Zwei andre stark beschädigte Steine hatten einst die Gestalt von Kreuzen, während zwei bis zur Formlosigkeit verwittert sind. (Schmidt 1887) 

Unfern des Dorfes am sogenannten Hohlungsbühel, über den der Weg nach Nordhausen führt, hat man sechs Steine zusammengestellt, von denen vier als Mordkreuze kenntlich sind: von einem derselben giebt Fig.27 die eine der beiden sich gleichenden Seiten, Fig.28 aber die Vorder- und Rückseite eines zweiten; beide zeigen, dass die äussere Form eines Kreuzes nicht immer eine Nothwendigkeit war, es bedurfte nur der Anbringung des Kreuzes überhaupt. Eine zweite, hier vielleicht noch wahrscheinlichere, Deutung dieser Kreuze ist indes möglich: man pflegte auch die Grenzen durch steinerne Kreuze zu bezeichnen. Nach einer Urkunde Kurfürst Friedrichs II. von Sachsen über die Geschichte der Stadt Meissen wurden diese Grenzkreuze "Wethinkreuze" genannt. (Schmidt 1889)

Sage:

1. Hier sollen sechs Männer ermordet worden sein. Nachts erheben sie sich aus ihren Gräbern und tragen einen Sarg umher, ihre Köpfe dabei unter dem Arm haltend. 
2. Am Holungsbügel habe einst eine Schlacht stattgefunden, und viele Krieger wurden hier begraben. Ein Hesseröder Bauer holte einen Stein aus der Gruppe zu sich nach Hause, und seitdem erschien in jeder Nacht einer der Bestatteten im Hof, bis der Bauer den Stein zurückgebracht hatte. 
3. Der Rat hatte angeordnet, die Steine zum Siechenhof zu bringen. Dort forderte seitdem jede Nacht eine Stimme zum Zurückbringen auf. 
4. Auf dem Hohenspiegel bei Nordhausen liegen fünf Steine; da sind nämlich mal im Schwedenkriege zwei Brüder gewesen, die haben bei verschiedenen Heeren gestanden und sind hier am Berge zusammengetroffen und da sie sich nicht erkannt, hat der eine den andern erschlagen. Als er aber nachher aus der Brieftasche und den Papieren, die der Erschlagene bei sich führte, gesehen, daß er seinen Bruder getödtet, da hat er nicht länger leben mögen und hat sich selbst erschossen. Darauf hat man den zum Andenken die Steine hier aufgerichtet. (Kuhn / Schwartz 1848)

Quellen und Literatur:

 Kuhn, A. / Schwartz, W. - Die Steine am Hohenspiegel, in: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen, Leipzig 1848, S.229-230 
 Förstemann, Ernst Günther: - Kleine Schriften zur Geschichte der Stadt Nordhausen. Teil 1, Nordhausen 1855, S.158, Anmerkung 1 
 Schmidt, Julius - Bau und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen und der angrenzenden Gebiete. Stadt Nordhausen. Heft 11, Halle 1887, S.206 
 Schmidt, Julius - Bau und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen und der angrenzenden Gebiete. Kreis Grafschaft Hohenstein. Heft 12, Halle 1889, S.82 
 Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens (Beiträge zur Geschichte der Stadt Erfurt), Gutenberg-Druckerei Erfurt, 1960. 
 Löffler, Johannes - Katalog der Steinkreuze. In: Die ur- und frühgeschichtlichen Bodendenkmäler des Kreises Nordhausen (Grimm, Paul u.a.), Nordhausen, 1974, S.100, Nr.141 
 Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen / Inventar Bezirk Erfurt, 1984, S.93-94, Nr.207 
 recherchiert und bebildert von Ute Fuhrmann / Rainer Vogt, Feb. 2007 und Uwe Stößel, Saalfeld

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