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Wallhausen (II)

Standort:

Zwischen Brücken und Wallhausen auf dem Helmedamm, ca. 40m links von der Straße.

GPS: N 51° 26.916', O 11° 12.076'
Karte:
Größe: 93:38:16
Material: Karbonsandstein
Geschichte:

Asseburger Kreuz. Während der Durchführung der Neubearbeitung des Steinkreuz-Inventars für den Bezirk Halle wurde das Kreuz mehrfach umgesetzt. Der vorletzte Standort befand sich auf der westlichen Seite der Straße von Wallhausen nach Brücken am letzten Graben vor der etwa 100m entfernten Helme, zwischen der Straßenbrücke und einer neu errichteten Stauanlage. Damit war zumindest der ursprüngliche Standort an einem Graben bei km 1,525 angenähert eingehalten worden. Da aber dieser Standort der Leitung des Spengler-Museums wegen der Stellung am Grabenhang zu unsicher erschien, erfolgte eine Umsetzung an den Südhang des südlichen Helmedammes, etwa 40m westlich der Straßenmitte der Chaussee Wallhausen - Brücken. Dadurch erfolgte eine Versetzung des Kreuzes auf die südliche Helmeseite in die Gemarkung Brücken, doch wird wegen der Erwähnung des Kreuzes in den bekannten Asseburger Sagen und in der Steinkreuzliteratur das Kreuz weiter unter Wallhausen geführt. 
Stark beschädigtes lateinisches Kreuz ohne Kopfteil und mit sich nach unten verbreiterndem Fuß. Von den Armen sind nur noch Reste vorhanden. Der Fuß hat am Boden mit 48cm die vermutlich ursprüngliche Breite an den Kreuzarmen. Zeitstellung wegen der starken Zerstörung sehr unsicher, doch spricht die Fußausbildung für ein Entstehung in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts. 
Das Kreuz wird mit einem Unfall mit tödlichem Ausgang vom 9. August 1696 in Verbindung gebracht. Die Brüder Johann und Friedrich Ludwig von der Asseburg fuhren nach einem Besuch in Brücken am späten Sonntagnachmittag nach Wallhausen in einer Kutsche zurück. Vor Wallhausen scheuten die Pferde und gingen durch. Die beiden Brüder versuchten ihr Leben durch Abspringen zu retten, stürzten dabei aber so unglücklich, daß der jüngere sofort tot war und der ältere an den Folgen des Sturzes am 17. August verstarb. 
Der Unfall wird mit der bekannten Sage von den drei Bechern der Familie von der Asseburg in Verbindung gebracht, da die Wallhäuser Linie der Asseburger mit den beiden Brüdern ausstarb. (Saal 1989)

Sage:

Einst schlief die Gräfin Helene von der Asseburg friedlich auf dem Schlosse Falkenstein. Ihr Gatte war mit dem Kaiser auf dem Kriegszug in Italien. Da wurde ihr plötzlich sanft die Hand gedrückt. Sie glaubte schon, daß ihr Gatte zurückgekommen sei. Aber es war ein kleines Männchen, das sie bat, zu seiner Frau zu kommen, die in schweren Kindsnöten liege. Sie folgte dem Kleinen in die kalte Winternacht. Bald gelangten sie in eine Felsenhöhle nahe der Burg, wo sie der Wöchnerin Hilfe leistete. Zum Dank überreichte ihr das Männchen drei gläserne Becher und drei goldene Kugeln, mit der Mahnung, alle diese Stücke gut aufzubewahren, denn an ihnen hänge das Glück ihres Hauses. Wenn der letzte Becher zerbrochen sei, würde auch der letzte ihres Geschlechts ins Grab sinken. Sorgsam wurden Becher und Kugeln in einer Truhe aufbewahrt. 
Jahrhunderte waren vergangen, die Asseburger saßen nicht mehr auf dem Falkenstein, sondern in verschiedenen Schlössern. Die Kugeln waren schon verloren gegangen, die Becher auf drei Linien aufgeteilt. Ein Becher befand sich im Besitz der verwitweten Frau von der Asseburg auf Wallhausen. Einst saßen die beiden Söhne von ihr und ein Edler von Werther jung und übermütig zu Tisch beieinander beim Wein. Da ging es hoch her und zuletzt verlangten sie aus dem Becher zu trinken. Die Mutter wehrte sich gegenüber den Brüdern, aber schließlich mußte sie doch nachgeben. Mit edlem Wein füllten sie den Becher, aber beim kräftigen Anstoßen zerbrach er. Der Herr von Werther tröstete die beiden damit, daß ja noch zwei Becher existierten. Wohl wußten die Herren, daß es ihre Schicksalsbecher waren, von denen sie einen zerschlagen hatten, aber sie glaubten nicht daran und fürchteten nichts. Als sie aber auf ihren Wagen das Schloß verließen, gingen ihre Pferde durch, der Wagen stürzte um und beide Asseburger wurden tot unter ihm begraben. - Nach anderen sollen die beiden Asseburger vom Weg abgekommen und in der Helme ertrunken sein. - Von den beiden übrig gebliebenen Bechern soll sich 1915 zuletzt einer auf dem Falkenstein und der andere auf der Hinneburg in Westfalen befunden haben. 
Das Kirchenbuch von Wallhausen berichtet den Vorfall etwas sachlicher. Die beiden Brüder von der Asseburg, der unverehelichte Naumburger Domherr Friedrich und sein um zwei Jahre jüngerer, aber verheiratete Bruder Johann fuhren nach dem Mittagsgottesdienst am 09. August 1696 mit der Kutsche nach Brücken, um sich dort mit dem Major von Werther über verschiedene Dinge zu unterhalten und sich einmal auszusprechen. Etwa nach zwei Stunden fuhren sie gegen Abend wieder zurück. Als sie nahe der Mühle von Brücken auf die Helmebrücke kamen, erschraken die Pferde und gingen durch. Da der Kutscher ihrer nicht wieder Herr wurde, rief er seinen Herren zu, wenn sie könnten, möchten sie sich durch Abspringen retten. Darauf springt der älteste zuerst, stürzt aber sehr unglücklich und bricht sich ein Bein. Der jüngere springt 50m weiter noch unglücklicher und ist sofort tot. Beim älteren kam dann der kalte Brand ins Bein. Vermutlich hatte er auch innere Verletzungen erlitten und starb am 17. August. Beide wurden in ihrem Erbbegräbnis in der Kirche von Wallhausen beigesetzt. 
Sechs Tage vor dem Unglück soll der Storch in Wallhausen sein Nest zerbrochen und weggetragen haben. Etliche Hunde hätten ebenfalls einige Tage vorher kläglich geheult und die Schlüssel an der Wand hätten sich bewegt. Die Gläser selbst sollen orientalischen Ursprungs gewesen sein. (Saal 1992)

Quellen und Literatur:

 Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S.52, Nr.278 
 Saal, Walter - Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, 1989, S.39-40 
 Saal, Walter - Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, 1992 
 Rohland, Steffi - Schicksals-Becher der Asseburger, Mitteldeutschen Zeitung, Ausgabe Sangerhausen vom 07.09.2006 
 recherchiert und bebildert von Uwe Exner, Oberröblingen, Aug. 2006

Zusatzinformationen:
Schicksals-Becher der Asseburger 
von Steffi Rohland

Wallhausen/MZ/sro. 

Das Mitglied des Gemeinde- kirchenrates Brigitte Weitz und der ehrenamtliche Pfarrer Jens Wolff betrachten im Wallhäuser Kirchenbuch die Eintragung von dem Unglücksfall der Brüder im August 1696.Gegen Ende des 17. Jahrhunderts feierte eine Frau von der Asseburg auf Schloss Wallhausen in zahlreicher Gesellschaft ihren Geburtstag. Auch ihre Söhne waren gekommen. Zu fortgeschrittener Stunde bat der Ältere von beiden seine Mutter um die drei Familienbecher, um daraus auf ihr Wohl zu trinken. Jene erhob zwar Einwände, da sie Unheil ahnte, gab aber doch nach. Beim Anstoßen zersprang eines der Gläser. 

Man erinnerte sich der Legende, dass an diese Becher sowie an drei goldene Kugeln das Bestehen und das Glück des Hauses geknüpft seien. Die Kugeln waren schon verschollen und jetzt noch einer der Becher zerbrochen. In gedrückter Stimmung traten die Gäste die Heimfahrt an. Auch die beiden Brüder ließen ihre Kutsche anspannen und fuhren nach Hause. Da gingen die Pferde durch und rasten auf die Helme zu. Sie versanken in dem durch die Schneeschmelze angeschwollenen Fluss und ertranken. 


Dieses Antoniuskreuz auf dem südlichen Helme- damm zwischen Wall- hausen und Brücken erinnert an den Tod der zwei Brüder von der Asseburg im August 1696.Am nächsten Morgen brachten Leute der unglückseligen Mutter die beiden Leichen in das Haus. 
So heißt es inhaltlich in der Sage "Die drei Becher der Familie von der Asseburg" von Herrmann Größler. 

Zwei Eintragungen im Kirchenbuch von Wallhausen im August 1696 berichten tatsächlich von dem Tod zweier Brüder von der Asseburg. Allerdings ist dieses Ereignis in Wirklichkeit anders abgelaufen. 

Johann und Friedrich Ludwig weilten am Sonntag, dem 9. August, in Brücken. Auf der Rückfahrt nach Wallhausen, abends zwischen 7 und 8 Uhr, gingen ihnen die Pferde durch. Beide versuchten durch einen Sprung aus der Kutsche ihr Leben zu retten. Johann stürzte sich dabei zu Tode. Sein Bruder, er war Erbherr auf Wallhausen und Domherr im Stift Naumburg, brach sich ein Bein und starb neun Tage später. Die Beisetzung erfolgte in der Familiengruft im Wallhäuser Schloss am 3. und 4. Dezember 1697 "mit einer Leichpredigt und Abdankung, Gefolge vieler Cavaliere und Damen", heißt es in der Kirchenbucheintragung. An der Unglückstelle wurde ein Steinkreuz, der Form nach ein so genanntes "Antoniuskreuz" , aufgestellt. Dieses Kreuz ist aber älter und stammt aus dem Mittelalter. Es wurde von einem anderen Standort umgesetzt. 

Heute steht es auf dem südlichen Helmedamm westlich der Landstraße von Wallhausen nach Brücken, auf Wallhäuser Gebiet. Allein im 20. Jahrhundert wurde es nachweislich zweimal umgesetzt. Der Originalstandort ist nicht bekannt. 
(Mitteldeutschen Zeitung, Ausgabe Sangerhausen vom 07.09.2006)

 

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